Navajeevan - Neues Leben
Vijayawada ist eine Stadt im südindischen Bundesstaat Andhra Pradesh.
Eine Million Einwohner, ein großer Bahnhof, zahlreichen
Busverbindungen und: tausende von Straßenkinder.
Täglich kommen weitere in Vijayawada an, denn die Stadt ist ein
wichtiger Verkehrsknotenpunkt in Südindien.
Das Elend der Straßenkinder und ihre Perspektivlosigkeit ließ die
Stadtführung 1989 handeln. Sie bat die Pater des katholischen Don-Bosco-Ordens,
sich der Kinder anzunehmen. Die Salesianer nahmen die Herausforderung an und
gründeten die Organisation "Navajeevan": "Neues Leben". Seitdem hat Navajeevan
zahllose Kinder von der Straße geholt und ihnen die Chance auf ein neues Leben
beschert. Die beiden Leiter, die Psychologin Anu Dasaka und der Pater Thomas Koshy,
und ihre 140 Mitarbeiter haben die Organisation ausgebaut und zu einer festen Größe
in Vijayawada gemacht. Ständig arbeiten etwa zehn Freiwillige aus Deutschland,
Österreich, der Schweiz und den Niederlanden bei Navajeevan mit - junge Leute,
die ihr freiwilliges soziales Jahr absolvieren oder aus anderen Gründen ehrenamtlich
helfen.
Zentrale Anlaufstelle für die Straßenkinder von Vijayawada ist der Shelter in
der Nähe des Bahnhofs. Mehr als 25.000 haben seit 1989 ihren Weg dorthin
gefunden. Sie können dort essen, sich waschen und bekommen frische Kleidung.
Sie werden medizinisch versorgt und psychologisch betreut. Und: Sie dürfen bei
Navajeevan wieder Kind sein, spielen und toben, und die Straße vergessen.
Vom Shelter aus werden viele Straßenkinder wieder zurück in ihre Familien
vermittelt. Bei 11.000 hat das in den vergangen Jahren geklappt. Anderen
bietet Navajeevan ein Zuhause in den eigenen Wohnheimen.
Die Kinder gehen zur Schule und machen anschließend in den eigenen Werkstätten
eine Ausbildung zum Elektriker, Schreiner, Schneider oder Mechaniker. Viele
schaffen es sogar, ein Studium zu absolvieren. Mehr als 2.000 ehemalige
Straßenkinder führen heute dank Navajeevan ein normales und geregeltes Leben.
Begonnen hat Navajeevan als Organisation für Jungen. Seit einiger Zeit schon
gibt es auch Angebote für Mädchen und junge Frauen, die bisher etwa zehn
Prozent der Straßenkinder ausgemacht haben. Mittlerweile aber steigt ihr
Anteil, und auch die Anzahl der Straßenkinder insgesamt nimmt zu.
Der indische Wirtschaftsaufschwung hat um die Ärmsten der Armen einen großen Bogen gemacht,
ihre Situation sogar verschlechtert. Die Automatisierung in der Landwirtschaft
etwa nimmt den Tagelöhner auf dem Land die Arbeit - und treibt sie und ihre
Kinder in die Städte.
Statt in die Schule zu gehen, werden sie dort zum Arbeiten geschickt, auch in
Vijayawada. Im Industriegebiet "Autonagar" sind hunderte von ihnen tätig, in
den zahllosen Werkstätten für Motorräder, Autos und Lastwagen, die sich dort
angesiedelt haben. Auch hier ist Navajeevan aktiv und hat 1997 die
Organisation "Bala Vikasa Kendram" (BVK) gegründet. Sie zeigt Arbeitgeber,
die Kinder illegal beschäftigen, an und informiert Kinder und ihre Eltern
über ihre Rechte. BVK bietet Kindern neue Perspektiven, indem sie ihnen den
Schulbesuch und im Anschluss eine Ausbildung ermöglicht. Das Ziel der Arbeit
ist die Ausrottung der Kinderarbeit in Vijayawada.
1996 erhielt Navajeevan den "Nationalen Preis für Kinderwohlfahrt"; eine Auszeichnung, die die indische Regierung, die diese jedes Jahr an
ein soziales Projekt vergibt. Der renommierte Preis ist eine wichtige Anerkennung für die gute Arbeit von Navajeevan.